Verehrung der Heiligen an ihrem Geburtsort Cousolre und ihrer Wirkungsstätte Maubeuge
>Maubeuge in der Erzdiözese Cambrai
>Die Bruderschaft
Maubeuge in der Erzdiözese Cambrai
Auszug aus dem Buch von Pfarrer Otto Dittrich
Wenn wir uns nun im Folgenden der Beschreibung der einzelnen, heute noch bestehenden Kirchen und Kapellen der hl. Aldegundis und der dort noch lebendigen Verehrung dieser Heiligen zuwenden, so gebührt hier ohne Zweifel der Stadt Maubeuge mit ihren 30.000 Einwohnern der erste Platz. Hier hat ja Aldegundis ihr großes Werk, die Klostergründung, geschaffen und damit den Grund für die Entstehung der Stadt gelegt, die sie deshalb bis zum heutigen Tag in dankbarer Erinnerung als ihre Patronin feiert. Hier hat die heilige Jungfrau ihr exemplarisches Leben der Frömmigkeit, der Tugend, der Askese und der Nächstenliebe geführt und ist so aller Welt zum leuchtenden Vorbild geworden. Hier erwies sie sich sowohl zu ihren Lebzeiten als auch nach ihrem Tode als die große, oft wundertätige Helferin und Wohltäterin der Armen, der Kranken und Notleidenden und fand dafür die Liebe und Verehrung der Gläubigen in so hohem Maße, dass ihr Bild in mehr als tausend Jahren durch noch so unglückliche Zeitereignisse nicht verdunkelt werden konnte.
Wenn auch durch die Ungunst der Zeiten heute außer einer kleinen Kapelle keine Kirche in Maubeuge mehr ihrem Namen geweiht ist, so kann dadurch doch der Ruf der Stadt als Ursprungsort und Hauptsitz der Aldegundis-Verehrung in keiner Weise beeinträchtigt werden.
Schon mit der Überführung ihres heiligen Leibes von Cousolre nach Maubeuge in die Krypta des Alten Münsters durch ihre Nichte und Nachfolgerin Aldetrudis vor dem Jahre 696, begann die Verehrung der Heiligen im gläubigen Volk, die sich in den folgenden Jahrhunderten bei den Translationen ihrer Gebeine in den Jahren 1039, 1161, 1439, immer mehr steigerte. Zeugen dafür sind unter anderem die verschieden Schreine und Reliquiare, in die ihre heiligen Überreste dabei jedes Mal gebettet wurden und die durch den Opfergeist ihrer Verehrer immer prächtiger gestaltet wurden.
Wie wir bereits in den vorausgehenden Kapiteln über „die Verehrung der hl. Aldegundis“ über „die Schicksale ihrer Reliquien“ und die „Geschichte ihres Klosters“ berichteten, haben Brandkatastrophen, Plünderungen und Zerstörungen, Kriege und Revolution, wie sie gerade Maubeuge im Laufe der Jahrhunderte immer wieder heimsuchten, auch der Aldegundis-Verehrung in dieser Stadt oft schwere Schläge versetzt. Kirche und Kloster wurden zerstört, ihre Reliquiare wurden geraubt, ihre Reliquien fielen zum großen Teil den Flammen zum Opfer, ihr Kult wurde zeitweise unterdrückt, aber die Liebe und Verehrung des gläubigen Volkes zu seiner Stadtpatronin blieb davon unberührt und fand immer wieder neue Wege, der himmlischen Schutzherrin von Maubeuge ihre Huldigung, ihre Treue und ihr Vertrauen entgegenzubringen.
Dieses kleine Reliquiar mit einem kleinen Stück des Schleiers von St. Aldegundis gehört zum verehrten „Inventar“ der Chapelle Sainte Aldegonde in Maubeuge.
Reliquiar in Maubeuge mit einem Teil des Schleiers der hl. Aldegundis.
Fotos: Gemeinde Maubeuge.
Die Bruderschaft
Unter den besonderen Formen der Aldegundis-Verehrung in Maubeuge ist hier zunächst die Bruderschaft der hl. Aldegundis zu benennen. Eine fromme Vereinigung von Männern und Frauen, die sich die Verehrung der Heiligen weniger durch äußere Festlichkeiten als vielmehr durch die Nachahmung ihrer Tugenden zur Aufgabe machte. Solche Bruderschaften bestanden und bestehen zum Teil auch heute noch an anderen Orten, aber die von Maubeuge dürfte doch wohl die älteste und die am längsten bestehende gewesen sein. Wir wissen von ihrer Bestätigung durch eine Bulle Papst Urbans VIII vom 25. November 1628, wodurch ihr erweiterte Privilegien und Ablässe verliehen wurden. So konnte jedes Mitglied vom Tage seines Eintrittes in die Bruderschaft am Tage ihres Todes und am Tag der alljährlichen großen St.Aldegundis-Prozession einen vollkommenen Ablass unter den gewohnten Bedingungen gewinnen, dazu noch weitere Ablässe an anderen Tagen des Jahres.
Eine zweite päpstliche Bestätigung erfolgte unter Alexander VIII am 7. August 1690. Die bisherigen Ablässe wurden erneuert und dazu ein Ablass von 60 Tagen verliehen für alle Mitglieder, sooft sie einen Armen beherbergten, sich mit Feinden versöhnten, verirrte Sünder auf den Weg der Tugend zurückführten, Unwissende über die Gebote Gottes belehrten oder sonst ein Werk der Frömmigkeit oder Nächstenliebe verrichten.
Die Bruderschaft ließ die Bulle Alexander VIII im Jahre 1763 drucken, um sie an ihre Mitglieder zu verteilen. Ein kurzer Abriss über das Leben der hl. Aldegundis ging ihr voraus und an Schluss folgten mehrere Gebete zur heiligen Patronin.
Leider wurde die Bruderschaft, die sich so lange ein wertvolles Instrument katholischen Laienapostolats bewährt hatte, ein Opfer der Französischen Revolution und konnte später nicht mehr wieder hergestellt werden.
Anmerkung:
Die „Association Chapelle Sainte Aldegonde“ kümmert sich heute vorbildlich um die Pflege und Erhaltung der „Chapelle“ und die Fortsetzung alter Traditionen.
Die „Chapelle“ soll am Platz einer Quelle stehen die schon von St. Aldegundis benutzt wurde.